„Ich erlebe bei Women Entrepreneurs in Science einen tollen gegenseitigen Support.“
Mehr Spaß bei der Arbeit. Dazu möchten Anne Janser, Dr. Daniel Putz und Mirko Stockem mit ihrer Web-App WorXplorer beitragen. Kennengelernt haben sich die drei an der Rheinischen Fachhochschule Köln, wo sie ihre Idee gemeinsam weiterentwickelt haben. Als einzige Frau im Team holt sich Anne Janser zusätzlichen Input bei Women Entrepreneurs in Science. Der Austausch mit anderen Gründerinnen ist ihr dabei besonders wichtig. Women Entrepreneurs in Science wird durch die Initiative Exzellenz Start-up.Center NRW gefördert.
Frau Janser, kurze Frage zum Einstieg: Was ist WorXplorer?
Janser: WorXplorer ist eine Web-App, mit der Menschen herausfinden können, was ihnen im Job wirklich wichtig ist und was sie selbst tun können, um ihre Arbeit so zu gestalten, dass sie mehr Spaß macht und mehr Erfolgserlebnisse beinhaltet. Wir entwickeln also ein fundiertes berufliches Selbstcoaching. Ähnlich wie in einem realen Coachinggespräch oder einem Workshop, ermöglicht unsere App, die eigenen beruflichen Motive systematisch zu reflektieren – und das auf ganz spielerische Art und Weise. Dazu beantworten die Nutzerinnen und Nutzer klassische Coachingfragen. Zum Beispiel: „Welche Herausforderung beschäftigt Dich aktuell?“, „Welches Problem möchtest Du lösen?“, um sich klarer darüber zu werden, was sie in der aktuellen Situation eigentlich stört und was sie sich stattdessen wünschen. Da das für viele Menschen gar nicht so einfach zu beantworten ist, unterstützt sie WorXplorer zusätzlich mit wissenschaftlich abgesicherten Fragen, um die eigenen beruflichen Ziele herauszufinden und zu schärfen. Im Gegensatz zu klassischen Persönlichkeits- oder Berufsinteressenstests beschränken wir uns dabei nicht auf das Ankreuzen von Antwortoptionen, sondern setzen erstmalig auf spielerische und innovative Frageformate. Am Ende erhalten die Nutzerinnen und Nutzer ein individuelles Ergebnis, das sie im nächsten Schritt zum Beispiel mit einem Coach oder einer Führungskraft in dem Unternehmen, in dem sie angestellt sind, besprechen können.
Wer soll bzw. wer kann die App nutzen?
Janser: Im Grunde jede und jeder – ob selbstständig oder angestellt –, die oder der sich mit seiner beruflichen Entwicklung beschäftigen möchte oder vielleicht unzufrieden mit seinem Job ist und sich fragt, was er oder sie dagegen tun kann. Bei Bedarf kann man auch jederzeit begleitende Coachinggespräche über unseren Coaching-Pool dazubuchen. Dementsprechend richten wir uns auch an professionelle Karriere-Coaches, die mit WorXplorer ein innovatives Tool für die eigene Beratungspraxis erhalten. Die dritte große Zielgruppe, an die wir uns wenden, sind Führungskräfte und Personalverantwortliche in Unternehmen, die die Web-App als Personalentwicklungstool einsetzen können, sei es zur Förderung und Bindung einzelner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zur Personalauswahl oder zur Strukturierung von Mitarbeitergesprächen usw.
Wie sieht das Geschäftsmodell aus?
Janser: Unsere App wird kostenpflichtig zur Verfügung stehen. Für die Nutzung zahlt man einmalig. Außerdem werden wir zwei- bis dreitägige Trainings anbieten, um Coaches mit unserem Tool und unserer Herangehensweise vertraut zu machen. Darüber hinaus beraten wir Unternehmen bei ihren Personalentwicklungsthemen mit unserem Ansatz.
In welchem Kontext ist die App entstanden?
Janser: Unser Mitgründer, Daniel Putz, hatte die ursprüngliche Idee für WorXplorer. Er ist promovierter Psychologe sowie zertifizierter systemischer Berater und Coach und hatte bereits vor mehreren Jahren das zugrunde liegende Modell entwickelt und als standardisierten Papierfragebogen umgesetzt, den er in verschiedenen Projekten und Unternehmen eingesetzt hat. Das Feedback darauf war immer sehr positiv, so dass er schon lange den Wunsch hatte, das Tool mehr Menschen und Unternehmen zugänglich zu machen. Gemeinsam haben wir die Idee dann als digitales und skalierbares Produkt mit Selbstberatungs-Charakter weiterentwickelt.
Und wo haben Sie sich kennengelernt?
Janser: Wir drei haben uns an der an der Rheinischen Fachhochschule Köln kennengelernt. Daniel war dort Dozent. Mirko Stockem und ich haben damals dort Wirtschaftspsychologie studiert und uns unter anderem mit systemischer Organisationsberatung beschäftigt. Dabei ging es um Fragen der Personalförderung und -entwicklung mit Hilfe von Coaching. Wir haben uns auf Anhieb sehr gut mit Daniel verstanden, so dass er uns schließlich fragte, ob wir nicht Lust hätten, an der Weiterentwicklung seines Fragebogens mitzuarbeiten. Mirko und ich fanden die Idee cool und haben sie dann im Rahmen unserer Masterarbeiten weiterverfolgt. An eine Gründung haben wir damals noch gar nicht gedacht. Für mich wäre das auch keine berufliche Option gewesen.
Wie kam es, dass Sie dann doch Feuer gefangen haben?
Janser: Ich glaube, in erster Linie war es tatsächlich die Frage, wie man es schafft, dass Menschen in ihrem Beruf langfristig motiviert und glücklich bleiben. Damit hatte ich mich während meines Studiums lange beschäftigt. Und letztlich hatte ich immer den Wunsch, selbst einen Beitrag dazu zu leisten, um das Thema wirklich voranzubringen. Irgendwann war mir dann klar, dass das am besten mit einem eigenen Start-up gelingt. Damit erzielt man einfach einen deutlich stärkeren Impact, als wenn man angestellt ist. Außerdem war es irgendwie reizvoll mal darüber nachzudenken, etwas komplett Eigenes zu machen und so auch die Möglichkeit zu haben, die eigene Arbeit und die Zusammenarbeit genau so zu gestalten, wie es einem selbst wichtig ist.
Sie sind zu dritt und kommen fachlich alle aus der Psychologie. Wer programmiert die App?
Janser: Das ist tatsächlich ein großes Thema bei uns. Wir haben intern aktuell niemanden, der für die komplette technische Entwicklung zuständig ist. Wir haben aber das große Glück, dass wir über unser Netzwerk Programmierer sowie Web- und Grafikdesignerinnen und -designer gefunden haben, die uns unterstützen und den Prototyp entwickeln. Langfristig wollen wir auf jeden Fall jemanden finden, den wir für die technischen Bereiche fest einbinden können.
Sie sind die einzige Frau im Team. Grund genug, dass Sie Kontakt zu Women Entrepreneurs in Science aufgenommen haben?
Janser: Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich sehr glücklich bin mit meinem Team. Ich hatte bei meinen zwei Jungs noch nie das Gefühl, als Frau nicht gehört oder gesehen zu werden. Trotzdem war es so, dass ich nur wenige andere Bezugspersonen hatte, mit denen ich mich identifizieren konnte. Ich kannte kaum Gründerinnen, mit denen ich mich hätte austauschen können. Das war der Grund, warum ich mich dann einfach bei Women Entrepreneurs in Science erfolgreich für das dreimonatiges WES-Mentorinnenprogramm beworben habe. Meine beiden Mitgründer fanden die Idee übrigens auch auf Anhieb gut.
Wie funktioniert das Mentorinnenprogramm?
Janser: Eigentlich ist es so gedacht, dass man eine erfahrene Unternehmerin als Mentorin zur Seite gestellt bekommt. Bei mir war es allerdings so, dass ich mit einer anderen Gründerin gematcht wurde, weil zum damaligen Zeitpunkt keine Mentorin zur Verfügung stand. Letztlich war das aber eine totale Bereicherung, weil wir in einem ähnlichen Bereich gründen und uns sehr gut verstanden haben. Mir ging es eigentlich auch gar nicht so sehr um diesen Mentorinnen-Gedanken, sondern vielmehr um den Austausch und die Vernetzung mit anderen Gründerinnen.
Über was haben Sie sich ausgetauscht? Warum war Ihnen das wichtig?
Janser: Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass ich so einen Safe-Space gefunden habe. Ich kann bei Women Entrepreneurs in Science ganz offen über Sorgen, Ängste und Herausforderungen sprechen. Man muss sich da nicht erklären oder beweisen oder irgendwie rechtfertigen. Ich erlebe da einfach einen tollen gegenseitigen Support und habe das Gefühl, die Leute interessieren sich wirklich für einen. Einfach auch die Erfahrung zu machen, dass man mit bestimmten Herausforderungen nicht alleine dasteht, sondern dass die eigentlich jeder kennt – das hat mir persönlich sehr viel gegeben.
Sie nehmen aktuell am Mastermindprogramm von Women Entrepreneurs in Science teil. Was hat es damit auf sich?
Janser: Dabei handelt es sich um eine geschlossene Gruppe von Gründerinnen, die sich in einem Zeitraum von sechs Monaten alle zwei Wochen in Online-Meetings trifft.
Die Teilnehmerinnen entscheiden selbst, über welche Themen sie diskutieren möchten. Letzte Woche hatte ich zum Beispiel davon erzählt, dass bei mir gerade ein sehr hoher Mental Load herrscht, weil so viele Themen anstehen und ich darauf achten muss, alles unter einen Hut zu kriegen. Insofern war es einfach gut, sich darüber auszutauschen und zu erfahren, wie die anderen das machen, wie sie Dinge priorisieren und Wichtiges von weniger Wichtigem unterscheiden.
Werden Sie auch von der Rheinischen Fachhochschule Köln bei Ihren Gründungsvorbereitungen unterstützt?
Janser: Ja, total. Unsere Ansprechpartnerin bei Startup@RFH hat uns schon so viele Fragen beantwortet und weist uns immer wieder auf Veranstaltungen hin. Über sie haben wir Kontakte zu Lehrstühlen, Dozentinnen und Dozenten erhalten, die uns bei der Realisierung unserer Idee unterstützen und das Projekt gut finden.
Sie sind noch ziemlich am Anfang Ihrer Gründungsvorbereitungen. Für wann planen Sie den Markteintritt?
Janser: Wir möchten im Januar 2023 eine GmbH gründen. Bis dahin soll der erste Prototyp fertig sein, so dass wir die ersten Projekte mit Pilotkunden starten können.
Gibt es Tipps, die Sie anderen Gründungsinteressierten geben können?
Janser: Um auf Women Entrepreneurs in Science zurückzukommen: Ich habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht, Unterstützung zu suchen und nach den passenden Netzwerken Ausschau zu halten. Meiner Erfahrung nach teilen Menschen ihr Wissen und ihre Erfahrung sehr gern. Aber ich habe auch gelernt, zwischen denjenigen zu unterscheiden, die sich in erster Linie lieber selbst reden hören, und denjenigen, die wirklich an einem interessiert sind und auch wirklich helfen können. Da habe ich mit der Zeit ein ganz gutes Gespür für entwickelt.
Stand: November 2022
Weitere Informationen:
WorXplorer
Women Entrepreneurs in Science wird über die Landesinitiative Exzellenz Start-up Center.NRW gefördert.
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