„Das Ökosystem der RWTH ist hier in der Region Aachen sehr präsent.“

v.l.n.r.: Jonathan Schulte, José Neri, Paul Ziche und Lucas Jonas
© Einklang NE Solutions GmbH

Mit einem intelligenten Gesamtsystem aus Batteriespeicher, Steuerungstechnologie und Stromvertrag will das Team der Einklang NE Solutions GmbH mittelständischen Unternehmen helfen, erneuerbare Energien effizienter zu nutzen. Bevor sie ihr eigenes Unternehmen gründeten, waren Lucas Jonas, Paul Ziche, José Neri und Jonathan Schulte zunächst bei einem Batteriehersteller bzw. einem Stromhändler beschäftigt. 2024 folgte dann der Schritt in Richtung unternehmerische Selbstständigkeit mit Unterstützung der RWTH Innovation. Ein Jahr später wurde das Team mit dem RWTH Spin-off Award ausgezeichnet. Im Interview spricht Co-Founder Lucas Jonas über die Idee hinter der Technologie, die nächsten Meilensteine – und die Bedeutung der Auszeichnung für das Start-up.

Herr Jonas, Sie und Ihr Team bieten eine kombinierte Lösung aus Batteriespeichern, Steuerung und Stromlieferung an. Worum geht es genau?

Jonas: Hintergrund ist, dass in Deutschland bereits viel Strom aus Wind und Sonne erzeugt wird. Das Problem ist also nicht die Menge, sondern viel mehr das Timing. Wir sorgen daher dafür, dass der Strom dann verbraucht wird, wenn er gebraucht wird – und das effizient. Unsere Lösung kombiniert einen Batteriespeicher, ein intelligentes Steuerungssystem und den passenden Stromtarif. Der Anteil erneuerbarer Energien soll dabei besonders hoch sein. 

Das heißt, Sie arbeiten mit Stromanbietern zusammen?

Jonas: Momentan arbeiten wir gerade noch mit einer White-Label-Lösung. Das heißt, wir bieten jetzt schon dynamische Stromtarife von anderen Stromlieferanten an. Geplant ist aber, dass wir ab Mitte nächsten Jahres selbst als Energieversorger auf den Markt gehen werden. Wir werden also sowohl die Batterien als auch den Strom an sich anbieten. 

Es gibt bereits Unternehmen mit ähnlichen Angeboten. Was ist bei Ihnen anders?

Jonas: Wir sind die ersten, die sowohl die Batterie, die Steuerung als auch den Stromvertrag aus einer Hand anbieten. Bisher agieren diese Komponenten oft getrennt – das führt zu Ineffizienzen. Unsere Systeme kommunizieren daher miteinander. Die Steuerung weiß, wann der Strom günstig und grün ist, und die Batterie speichert entsprechend. So reduzieren wir die Stromkosten unserer Kundinnen und Kunden deutlich. 

Ihre Zielgruppe sind mittelständische Unternehmen aus Gewerbe und Industrie. Wie ist die Nachfrage?

Jonas: Sehr gut. Besonders hier in NRW ist die Nachfrage groß – vermutlich auch wegen der Förderung. Darüber hinaus haben wir aber auch schon einen Kunden in Österreich. Es tut sich gerade viel. 

Wie ist die Idee zu Ihrer Lösung entstanden?

Jonas: Das war kein Geistesblitz, sondern ein längerer Prozess. Was bei uns ganz spannend ist: Wir sind keine Ausgründung aus einer Uni, sondern haben alle bereits Berufserfahrungen in der Energiebranche gesammelt. Paul, José und ich haben bei Voltfang gearbeitet – einem Spin-off der RWTH, das 2021 mit Unterstützung von RWTH Innovation gegründet wurde. Jetzt ist es irgendwie eine Art Déjà-vu: Diesmal sind wir es, die aus Voltfang heraus gründen – und wieder auf die Unterstützung der RWTH-Innovation zurückgreifen können. Das ist schon ziemlich cool. 

Aber zurück dazu, wie die Idee entstanden ist: Mir ist damals aufgefallen, dass Batteriespeicher bereits eine sehr hohe Akzeptanz bei den Kunden genießen – dass da aber in technischer Hinsicht noch mehr geht. Der Gedanke war: Wenn man die Energieversorgung selbst steuert, könnte man mehr herausholen. Daraus entstand die Idee, Speichertechnik mit Energieversorgung zu verbinden. Ich habe dann mit meinen damaligen Arbeitskollegen José Neri und Paul Ziche darüber gesprochen. Die beiden fanden die Idee auf Anhieb spannend, so dass wir gemeinsam überlegt haben, wie wir da am besten dran gehen. Wie könnte unsere Go-to-Market-Strategie aussehen? Fangen wir mit einem Stromvertrag an? Oder mit der Batterie? Oder mit der Steuerung? Wollen wir einen Software-as-a-Service anbieten? Oder einen Energy-as-a-Service? Oder bieten wir einfach eine technische Lösung an? Im November 2024 haben wir dann schließlich nach vielen Drehungen und Wendungen unser Geschäftsmodell aufgesetzt. Seitdem ist alles ziemlich stringent vor sich gegangen. 

Und dann kam noch Jonathan Schulte als CTO dazu?

Jonas: Genau. Er bringt Erfahrungen aus der Energiewirtschaft, Softwareentwicklung und dem Stromhandel mit und ergänzt unser Gründungsteam perfekt. 

Sie haben Ihr Studium also alle schon eine Weile hinter sich?

Jonas: Ja, unsere Uni-Abschlüsse liegen zwischen fünf und einem Jahr zurück. Paul und ich haben Maschinenbau an der RWTH Aachen studiert, José Wirtschaftsingenieurwesen und Jonathan Elektrotechnik mit Schwerpunkt Energietechnik. 

Sie haben sich dann sozusagen als Außenstehende beim Incubator der RWTH Innovation beworben.

Jonas: Das Ökosystem der RWTH ist hier in der Region Aachen sehr präsent. Wie gesagt: Voltfang ist ebenfalls ein Spin-off der Hochschule. Darüber hinaus waren wir aufgrund unserer Berufstätigkeit schon ganz gut in der Branche vernetzt. Das hat natürlich enorm geholfen. Das dreimonatige Incubation-Program und auch der RWTH-Spin-off Award haben aber nochmal für kräftigen Rückenwind gesorgt. Vor allem die Workshops haben uns enorm geholfen, den roten Faden für unseren Gründungsweg aufzuzeichnen: rechtliche Basics, Steuerthemen, Investorensuche. Das war schon sehr interessant. Am besten waren die Mentorinnen und Mentoren. Die haben uns wirklich großartig unterstützt und uns vor typischen Fehlern bewahrt. 

Was für Fehler konnten Sie dadurch vermeiden?

Jonas: Wir wollten zum Beispiel sehr früh mit dem Marketing loslegen, um schnellstmöglich Kunden zu akquirieren und um schnell zu wachsen. Das hätte uns aber total überfordert; wir hätten uns vermutlich ziemlich verzettelt. Wir sind also dem Rat unserer Mentoren gefolgt und haben erst einmal ein paar Unternehmen aus unserem Netzwerk angesprochen, um zwei, drei Leuchtturmprojekte zu realisieren, die wir dann als Referenzen auf unserer Webseite präsentieren konnten. Die Strategie ist aufgegangen. Nachdem wir die ersten Projekte auf unserer Webseite veröffentlicht hatten, meldeten sich kurz darauf schon die ersten Interessenten. Einen Monat nach unserer Gründung hatten wir schon den ersten Batteriespeicher verkauft. 

Wie erreichen Sie Ihre Kunden heute?

Jonas: Über verschiedene Kanäle. Viele kommen tatsächlich über Google Ads. Andere lernen wir auf Fach-Messen, wie der Hannover-Messe, kennen. Darüber hinaus arbeiten wir viel mit Partnerunternehmen zusammen, zum Beispiel mit Herstellern von Photovoltaikanlagen oder mit Energieberaterinnen und -beratern. Die wissen, welche Kunden an einer Batteriespeicherlösung interessiert sind. 

Haben Sie auch Förderprogramme in Anspruch genommen?

Jonas: Ja, das Gründungsstipendium.NRW hat uns über die erste Phase hinweggeholfen. Außerdem hatten wir das Glück, bereits frühzeitig einen Business Angel aus der Energiebranche an Bord zu haben, der uns sowohl finanziell als auch mit seinem Know-how unterstützt hat. Und aktuell stehen wir kurz davor, unsere erste Finanzierungsrunde abzuschließen. 

Sie haben im Team gegründet. Manche Gründungteams beschreiben das wie eine Ehe, die man da eingeht. Wie ist das bei Ihnen?

Jonas: Es ist definitiv wie eine Ehe. Wir verbringen den Großteil des Tages miteinander. Die Zusammenarbeit ist wirklich sehr intensiv, macht aber auch unfassbar viel Spaß. Ich glaube, bei den vielen Ups und Downs, die es im Verlauf einer Unternehmensgründung und auch bei der Führung eines Unternehmens gibt, ist es einfach wichtig, dass das Team auch emotional und mental auf einer Wellenlänge ist. Da hilft es, wenn man schon länger befreundet ist. Wobei das nicht zwingend ist. Jonathan ist zum Beispiel etwas später dazugekommen, ohne dass wir uns vorher kannten. Trotzdem passt er wirklich perfekt ins Team. 

Woher stammt eigentlich Ihre Hardware – also die Batterien?

Jonas: Wir haben damals bei vielen Batterieherstellern offene Türen eingerannt und sind unter anderem bei unserem ehemaligen Arbeitgeber gelandet. Voltfang arbeitet recycelte und neuwertige Batterien für den Einsatz in Gewerbe und Industrie auf. Diese Batterien sind genau richtig für unseren Zweck und die Zusammenarbeit läuft reibungslos. 

Gab es Herausforderungen, mit denen Sie nicht gerechnet haben?

Jonas: Die Gründung selbst war sehr langwierig und bürokratisch. Wir haben Ende Januar 2025 den GmbH-Vertrag beim Notar unterschrieben, dann brauchte es den Eintrag im Handelsregister, die Steuernummer vom Finanzamt, ein Geschäftskonto bei der Bank. Das hat sich etwa zwei bis drei Monate hingezogen und war einfach ärgerlich, weil wir schon Kunden hatten und Rechnungen schreiben wollten. 

Es gab aber auch Erfolge. So wurden Sie zum Beispiel im Juli 2025 mit dem RWTH Spin-off Award ausgezeichnet. Hat sich das ausgewirkt?

Jonas: Auf jeden Fall. Wir spüren deutlich mehr Aufmerksamkeit. Unsere LinkedIn-Reichweite hat sich verdoppelt. Es melden sich auch Interessierte aus dem RWTH-Ökosystem. Insgesamt haben wir schon den Eindruck, dass der Award ein Qualitätssiegel und Türöffner für uns ist. 

Welche weiteren Erfolge können Sie bisher verzeichnen?

Jonas: Inzwischen haben wir ein ganz gutes Partnernetzwerk aufgebaut. Die Akquise über die Webseite funktioniert auch. Wir bekommen jede Woche etwa zehn ernstzunehmende Anfragen, so dass wir im Juli unseren ersten Sales-Mitarbeiter für das Back-Office eingestellt haben. Wir könnten sonst gar nicht all die Potenzialanalysen bearbeiten, die wir im Rahmen einer Erstberatung anbieten. 

Und wie sehen die nächsten Schritte aus?

Jonas: Wir arbeiten bereits in diesem Jahr höchstwahrscheinlich profitabel. Von daher sind wir im Plan. Im August schließen wir unsere erste Finanzierungsrunde und investieren in Wachstum und Produktentwicklung. Ende des Jahres folgt dann voraussichtlich eine zweite, größere Runde. Mit dem Geld wollen wir unsere Cloudplattform weiterentwickeln, mit der wir die Systeme unserer Kunden intelligent steuern. Und: Bis Mitte 2026 wollen wir selbst Stromversorger sein – mit eigenem Tarif. 

Wird das Team auch wachsen?

Jonas: Ja klar. Bis Jahresende kommen noch drei, vier Leute dazu. Nächstes Jahr werden es vermutlich noch einmal 10 bis 15 Personen on top sein. Wir werden also – sobald die ersten Investments da sind – recht schnell wachsen. 

Weitere Informationen:

Einklang New Energy 

Stand: Juli 2025

Die Initiative Exzellenz Start-up Center.NRW fördert das Projekt „Building Europe’s leading integrated Tech Incubator“ an der RWTH Aachen University.