„Die garage33 stellt Kontakte zu den Entscheiderinnen und Entscheidern in den Unternehmen her - das ist Gold wert.“

© ONE WARE GmbH
In Ostwestfalen entsteht mit ONE WARE ein vielversprechendes Start-up, das sich darauf spezialisiert hat, KI-Lösungen zu entwickeln, die nicht auf großen, energieintensiven Servern, sondern auf kleinen Mikrochips laufen können. Ein innovativer Ansatz, der besonders in Zeiten wachsender Anforderungen an Energieeffizienz und Rechenleistung von großer Bedeutung ist. Auf ihrem Weg in die unternehmerische Selbstständigkeit erhielten die vier Gründer Leon Beier, Ali Durmaz, Hendrik Mennen und Leo Wiegand jede Menge Unterstützung von der garage33, dem Gründungszentrum der Universität Paderborn. Im Interview spricht Co-Founder Leo Wiegand darüber, welche Rolle die Gründungsförderung für das Team gespielt hat, wie der Weg von der Idee zur marktfähigen Technologie aussah und welche Pläne das Unternehmen für die Zukunft hat.
Herr Wiegand, Sie entwickeln KI-Lösungen für die Industrie. Worum geht es dabei?
Wiegand: Künstliche Intelligenz ist eine Technologie mit enormem Potenzial. Viele Unternehmen überlegen, wie sie diese in ihren Betriebs- und Produktionsabläufen einsetzen können. Oft laufen diese Überlegungen aber nach dem Schema ab: „Ich möchte eine KI haben, die am besten alles kann." Das funktioniert natürlich nicht, allein schon, weil der Energieaufwand für die damit verbundenen Rechenzentren viel zu hoch wäre. Wir haben daher eine Lösung entwickelt, die mit deutlich weniger Energie und ganz ohne Rechenzentren auskommt.
Wie kann man sich Ihren Ansatz vorstellen?
Wiegand: Das Besondere ist, dass wir die Daten lokal verarbeiten. Ein einfaches Beispiel: Wenn Sie ein Foto vom Smartphone an einen Freund schicken, geht es erst über das Internet und dann zum Empfänger. Das ist total ineffizient. Wir dachten: Warum machen wir nicht das Gerät selbst intelligent? Wir haben daher ein Verfahren namens One AI entwickelt, mit dem wir KI-Funktionalität in verschiedene Chip-Architekturen integrieren können – auch in solche, die ursprünglich gar nicht für KI konzipiert wurden. Wir sind derzeit weltweit die Einzigen, die KI auf solche leistungsschwachen Chips so integrieren können, dass daraus ein Massenprodukt entstehen kann.
Können Sie ein konkretes Anwendungsbeispiel nennen?
Wiegand: In unseren Pilotprojekten entwickeln wir universelle Qualitätskontrollen für die Industrie. Bisher werden jeweils bestimmte Produkttypen am Ende der Fertigung kontrolliert. Wir ändern das und bieten eine Qualitätskontrolle für eine gesamte Produktpalette an – unterschiedlich geformte Produkte, die aber aus demselben Material wie zum Beispiel Gussaluminium hergestellt wurden. Unser System kann mit Hilfe einer Kamera die Qualität jedes einzelnen Produkts überprüfen, ohne dass die Bilder über einen externen Server gehen. Die Daten bleiben alle im Unternehmen. Das spart nicht nur Energie, sondern garantiert auch die Datenhoheit der Unternehmen.
Wie kam es zu der Idee?
Wiegand: Das begann im September 2022, als ich meinen Kollegen Leon Beier kennenlernte. Wir studierten beide an der TH OWL in Lemgo Elektrotechnik. Leon hatte sich dabei für ein duales Studium entschieden. Ursprünglich wollte ich für meine Bachelorarbeit eine Industriesteuerung entwickeln. Aber ein Hardwareprodukt von null auf hundert zu entwickeln ist unfassbar schwierig und teuer. Ich hatte aber schon damit begonnen, die Software zu programmieren und habe dann Leon um Rat und Unterstützung gefragt. Uns wurde dabei klar, dass die Idee großes Potenzial hat. Das war der entscheidende Moment, der uns dazu veranlasst hat, eine Geschäftsidee daraus zu entwickeln.
Sie haben an der TH OWL studiert. Wie haben Sie den Weg zur garage33, dem Gründungszentrum der Universität Paderborn, gefunden?
Wiegand: Wir erhielten zunächst eine sechsmonatige Förderung aus dem Programm Kickstart@TH OWL. Darin enthalten waren eine finanzielle Unterstützung, der Zugang zu Arbeitsräumen und ein Coaching. Dann hörten wir von dem Ideenwettbewerb Call for Ideas der garage 33 und nahmen Kontakt auf. Das war eigentlich der entscheidende Wendepunkt für uns. Die garage33 hat uns zunächst in ihr Inkubator-Programm aufgenommen, was sich als unglaublich wertvoll erwies. Ohne diese Unterstützung hätten wir vermutlich weiter versucht, ein Hardwareprodukt zu entwickeln, statt uns auf unsere eigentliche Stärke – die KI-Software – zu konzentrieren.
Was hat Ihnen der Inkubator konkret gebracht?
Wiegand: Der Inkubator war eine hervorragende Möglichkeit, unsere Geschäftsidee grundlegend weiterzuentwickeln und zu lernen, wie man seine Ideen präsentiert. Im Programm habe ich etwa 34 Mal gepitcht – vor unserer Gruppe und vor Fremden. Das hat uns enorm geholfen, die Schwachstellen unserer Idee zu erkennen und sie weiterzuentwickeln. Ein besonders wichtiger Moment war, als wir mit Unterstützung der garage33 unseren kompletten Konzeptwechsel von einem Hardware- zu einem Softwareprodukt vollzogen haben. Die Mentorinnen und Mentoren haben uns dabei sehr geholfen, die richtigen Fragen zu stellen: Wie positionieren wir uns neu? Welches Preismodell macht Sinn? Wie sprechen wir Kunden an?
Unterstützt die garage 33 Sie auch bei der Kundenakquise?
Wiegand: Das ist ein weiterer großer Vorteil. Durch Veranstaltungen wie das Unternehmerfrühstück konnten wir unsere Idee vor zahlreichen Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern kleiner und mittlerer Unternehmen präsentieren. Daraus haben wir einen wichtigen Pilotkunden gewonnen. Das Gute ist einfach, dass die garage33 tatsächlich Kontakte zu den Entscheiderinnen und Entscheidern in den Unternehmen herstellt - das ist Gold wert. Hinzu kommt, dass das Team der garage33 einen hervorragenden Überblick über seine Start-ups hat und genau weiß, welche Verbindungen es herstellen muss. Wenn es ein Thema gibt, das zu einem Start-up passt, wird man sofort kontaktiert.
Sie sind jetzt im Accelerator-Programm. Warum?
Wiegand: Es geht jetzt darum, investment-ready zu werden. Die Unterstützung ist sehr konkret: Wir optimieren unseren Pitch, lernen, wie man mit Investorinnen und Investoren spricht und bekommen Zugang zu wichtigen Netzwerken. Allein in den ersten zwei Wochen haben sich bereits drei Investoren bei uns gemeldet.
Entscheidend ist aber auch die mentale Unterstützung. Der Austausch mit anderen Start-ups hat uns immer wieder motiviert. Und die Mentorinnen und Mentoren haben uns immer wieder geholfen, Rückschläge als Chancen zur Weiterentwicklung zu sehen
Was für Rückschläge haben Sie denn erlebt?
Wiegand: Wir hatten zum Beispiel bereits viel Zeit und Energie in die Entwicklung einer Industriesteuerung gesteckt. Die Erkenntnis, dass wir damit nicht erfolgreich sein würden, war hart. Eine der größten Herausforderungen war daher der komplette Konzeptwechsel von Hardware zu Software. Die Garage 33 hat uns in dieser kritischen Phase enorm geholfen, die richtigen Schlüsse zu ziehen und den Mut für die Neuausrichtung zu finden.
Schwierig war zunächst auch die Gewinnung von Pilotkunden. KI war vor einem Jahr noch eine sehr neue Technologie und viele Unternehmen waren skeptisch. Hier hat uns die garage33 den entscheidenden Zugang zu Entscheidern verschafft.
Wie hat sich Ihr Team bisher entwickelt?
Wiegand: Leon und ich haben inzwischen Verstärkung an Bord geholt. Über LinkedIn kam der Kontakt zu unserem dritten Co-Founder Ali Durmaz zustande. Er hat einen Master in Wirtschaftswissenschaften und kümmert sich perfekt um Förderprojekte und Marketing. Er hat zum Beispiel unseren Antrag für das EXIST-Gründungsstipendium geschrieben und arbeitet gerade an einem Förderprojekt des Landes NRW zur Beschleunigung der Mikrochip-Entwicklung. Hendrik Mennen ist Wirtschaftsinformatiker und ein ehemaliger Kollege von Leon. Hendrik ist absoluter Softwarespezialist. Es ist wirklich unfassbar, wie gut er darin ist.
Hört sich alles gut an. Wie geht es jetzt weiter?
Wiegand: Wir wollen im März 2025 unsere Software auf den Markt bringen, zumindest in der Beta-Phase. Der Zeitpunkt passt zur embedded world in Nürnberg. Wir werden auf der Fachmesse mit vier Demonstratoren vertreten sein. Insgesamt ist die Chip-Branche sehr interessiert. Wir arbeiten schon jetzt mit Unternehmen zusammen und haben bereits Anfragen aus den USA, aus dem Silicon Valley. Der nächste große Schritt wird sein, unsere Kooperationen mit den großen Chipherstellern weiter zu vertiefen. Wir wollen auch weg von einzelnen KMU-Projekten hin zu Partnerschaften wie zum Beispiel mit Kameraherstellern, die unsere KI-Technologie direkt in ihre Produkte integrieren.
Gibt es zu guter Letzt noch einen Tipp, den Sie anderen Gründerinnen und Gründern geben würden?
Wiegand: Ich kann nur sagen: Nutzt die Unterstützungsangebote der Gründungsnetzwerke an Eurer Uni. Die Expertise und das Netzwerk sind unbezahlbar. Wir haben zum Beispiel bei der garage33 gelernt, unsere Idee kritisch zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. Der Austausch mit anderen Start-ups und die professionelle Begleitung haben uns davor bewahrt, in typische Gründerfallen zu tappen. Ohne die garage33 wären wir also sicher nicht da, wo wir heute sind.
Weitere Informationen:
ONE WARE GmbH
www.one-ware.com
Stand: Februar 2025

Die Initiative Exzellenz Start-up Center.NRW fördert das Exzellenz Start-up Center Ostwestfalen-Lippe (ESC.OWL) an der Universität Paderborn.
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