„Das GUIDE war definitiv unser Anker, besonders in der Anfangszeit.“

© LastBIM GmbH
Das Essener Start-up „LastBIM", gegründet von Antonia Langner, Niklas Portmann und Stefan Hellweg, hat eine Software für die digitale Bauplanung entwickelt. Sie sorgt für mehr Effizienz und Transparenz. Im Interview erzählt Co-Founderin Antonia Langner, wie aus der ersten Idee ein erfolgreiches Geschäftsmodell wurde und welche entscheidende Rolle dabei das GUIDE, das Zentrum für Gründungen und Innopreneurship an der Universität Duisburg-Essen, gespielt hat.
Frau Langner, worum geht es bei Ihrer Software? Was ist das Besondere daran ist?
Langner: Der Hintergrund ist, dass in der Bauwirtschaft insbesondere bei größeren und komplexeren Vorhaben zunächst ein virtuelles Modell des geplanten Bauwerks erstellt wird. Dafür müssen natürlich alle Beteiligten gut zusammenarbeiten. Architektinnen, Architekten, Bauherrinnen, Bauherren, Planerinnen und Planer sowie Bauingenieurinnen und Bauingenieure nutzen dafür das sogenannten Building Information Modeling, kurz: BIM. Dabei handelt es sich um eine digitale Arbeitsmethode, die die Planung, den Bau und die Bewirtschaftung von Gebäuden miteinander vernetzt. Die Software, die meine beiden Kollegen und ich entwickelt haben, sorgt nun dafür, dass tatsächlich alle Projektbeteiligten dieselbe Sprache sprechen und stets auf demselben Informationsstand sind. Vor allem stellt sie sicher, dass die jeweils erforderlichen Informationen in der richtigen Art und genau zum benötigten Zeitpunkt in dem jeweiligen Modell verarbeitet werden.
Damit unterscheidet sich Ihre Software von vergleichbaren Angeboten? Oder gibt es noch weitere Unterschiede?
Langner: Was uns wirklich unterscheidet, ist der Umfang: Wir decken den gesamten Prozess ab, von der Definition der Anforderungen bis zur Umsetzung und Qualitätssicherung. Andere Anbieter fokussieren sich eher auf einzelne Bereiche dieses Prozesses. Hinzu kommt, dass wir die Qualitätsprüfung verbessert haben. Ich habe im Anschluss an mein Bauingenieurwesen an der Universität Duisburg-Essen in einem Planungsbüro in der digitalen Bauplanung gearbeitet und dort festgestellt, dass die externe Qualitätsprüfung sehr zeitaufwändig ist. Das haben wir geändert, indem wir die Qualitätsprüfung vorgezogen haben. Sie setzt bereits an dem Punkt an, wo die Informationen eingepflegt werden. Ein externes Feedback ist daher nicht mehr zwingend erforderlich.
Wenn Sie von „wir" sprechen, wer ist das?
Langner: Wir sind ein dreiköpfiges Team. Da ist zum einen Niklas Portmann, unser Softwareentwickler und Geschäftsführer. Stefan Hellweg kümmert sich um den Vertrieb und die Finanzen. Er ist Industriekaufmann und hat einen Master in Finance & Investment. Er deckt also die betriebswirtschaftliche Seite ab. Und ich bringe als Bauingenieurin die Branchenkenntnisse ein.
Wurden Sie bei der Entwicklung der Software von der Uni Duisburg-Essen unterstützt?
Langner: Die Software konnten wir vor allem dadurch ordentlich weiterbringen, dass wir insbesondere mit Unterstützung des GUIDE verschiedene Stipendien beantragen konnten. Dazu gehörte zunächst das Gründungsstipendium.NRW. Damit konnte Niklas seine berufliche Tätigkeit reduzieren und sich auf die Entwicklung der Software fokussieren. Im letzten Jahr haben wir dann noch das EXIST-Gründungsstipendium erhalten. Auch dabei hat uns das GUIDE bei der Beantragung unterstützt. Dadurch konnten wir uns zwölf Monate auf unsere Gründungsvorbereitungen konzentrieren, ohne uns um unseren Lebensunterhalt kümmern zu müssen.
Wurden Sie von der Hochschule auch inhaltlich unterstützt?
Langner: Die eigentliche Entwicklung unserer Software haben wir eher unabhängig von der Uni vorangetrieben. Über das EXIST-Gründungsstipendium waren wir zwar am IBB - Institut für Baubetrieb & Baumanagement verankert, aber das war eher organisatorischer und nicht so sehr inhaltlicher Natur.
Sie sagten, dass das GUIDE Sie bei der Beantragung von Fördermitteln unterstützt hat. Gab es weitere Angebote, die Ihnen bei Ihren Gründungsvorbereitungen geholfen haben?
Langner: Generell haben wir von verschiedenen Workshops profitiert, die das GUIDE angeboten hat – zum Beispiel zu den Themen Business Model, Finanzierung oder Sales. Die liefen zum Teil über mehrere Monate. Dabei gab es auch immer wieder hilfreiche Gespräche mit den Coaches. Außerdem wurde uns ein Budget zur Verfügung gestellt, um externe Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen, zum Beispiel für eine Finanzberatung oder für Marktrecherchen.
Gab es auch etwas, dass Sie besonders vorangebracht hat?
Langner: Neben der Hilfestellung bei der Beantragung des EXIST-Gründungsstipendiums, hat uns der Sales-Workshop wirklich sehr weitergeholfen. Vor allem im Nachhinein haben wir gemerkt, wie wichtig die Inhalte für uns waren. Das war auch der Grund, warum wir uns von den selben Dozenten später noch einmal haben coachen lassen.
Haben Sie neben dem GUIDE noch andere Angebote in Anspruch genommen?
Langner: Ja, wir haben letztes Jahr am xdeck-Accelerator in Köln teilgenommen, wo wir intensiv durch Mentorinnen und Mentoren unterstützt wurden. Außerdem hatten wir Zugang zum „Business Builder“-Programm der Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Dadurch konnten wir zum Beispiel den Workspace A81 im Business Center in Essen nutzen.
Aber die zentrale Rolle hat das GUIDE-Programm gespielt, oder?
Langner: Ja, das war definitiv unser Anker, besonders in der Anfangszeit. Wir hatten immer eine Ansprechperson, die regelmäßig auf uns zukam und uns über passende Angebote informiert hat, die wir dann auch gerne genutzt haben. Jetzt, wo wir etwas weiter sind, wird es weniger, aber das ist ja auch nachvollziehbar.
Gabe es auch besondere Herausforderungen, mit denen Sie zu kämpfen hatten?
Langner: Eine große Herausforderung war tatsächlich, Kontakt zu potenziellen Kundinnen und Kunden zu bekommen und die ersten Verträge abzuschließen. Mit einem zunehmend größeren Netzwerk und besseren Kontakten wurde es aber Schritt für Schritt immer leichter. Mittlerweile haben viele Bauingenieurbüros und Projektentwickler schon von uns gehört. Dadurch haben wir ein ganz anderes Standing im Vergleich zur Anfangsphase, als wir unser Start-up gerade gegründet hatten.
Wie akquirieren Sie denn Ihre Kunden?
Langner: Sehr gut funktioniert das über Messen und Events, wo man die Leute persönlich kennenlernt. Außerdem sind wir relativ aktiv auf LinkedIn. Darüber werden viele auf uns aufmerksam. Zusätzlich geht Stefan auch aktiv auf Büros zu. Ich habe auch den Eindruck, dass unser Geschäftsmodell sehr gut ankommt und uns bei der Akquise hilft. Wir bieten ein SaaS-Modell (Software as a Service) an, bei dem wir nutzerbasiert unsere Software im Abo anbieten. Wir haben verschiedene Module, sodass die Kunden je nach Arbeitsweise nur die für sie relevanten Komponenten auswählen können.
Wie sieht es mit Kundinnen und Kunden im europäischen Ausland aus?
Langner: Aktuell liegt unser Fokus auf der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz), weil wir uns hier mit den Prozessen am besten auskennen und gut vernetzt sind. Wir möchten in diesem Jahr aber auch unsere Fühler nach Skandinavien ausstrecken, weil dort die Building Information Modeling-Methode ebenfalls sehr verbreitet ist. Dazu haben wir bereits erste Kontakte geknüpft und planen, in den nächsten Monaten an einem Event in Stockholm teilzunehmen, um in den Markt einzusteigen. Danach wollen wir sukzessive in weitere Länder expandieren.
Deutschland wird oft nachgesagt, bei der Digitalisierung hinterherzuhinken. Wie nehmen Sie das in der Bauwirtschaft wahr?
Langner: Ich würde sagen, dass das für die Bauwirtschaft ganz besonders gilt. Die Situation ist sehr heterogen. Einige Unternehmen sind noch weit von jeglicher Digitalisierung entfernt, andere haben bereits sämtliche Prozesse automatisiert. Aber da wir auf digital geplanten Projekten aufbauen, haben wir natürlich nur mit Unternehmen zu tun, die entsprechend aufgestellt sind. Von den anderen bekommen wir nur am Rande etwas mit.
Insgesamt läuft es bei Ihnen ganz gut, oder?
Langner: Wenn es so weitergeht wie in den letzten drei bis vier Monaten, arbeiten wir bald profitabel. Und ja: Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit der Produktentwicklung. Wir bekommen durchweg positives Feedback und stehen in einem sehr guten Austausch mit den Nutzerinnen und Nutzern unserer Software. Das hilft uns natürlich dabei, sie kontinuierlich zu verbessern.
Und wie sehen die nächsten Schritte von LastBIM aus?
Langner: Zunächst wollen wir unsere Umsätze weiter steigern. Wir haben ein großes Update in Vorbereitung, das ein Großteil des Feedbacks der letzten Monate berücksichtigt. Viele unserer potenziellen Kundinnen und Kunden warten bereits darauf. Außerdem möchten wir unser Angebot erweitern und mehr Softwares unterstützen, um unsere Zielgruppe und Reichweite zu vergrößern.
Weitere Informationen:
LastBIM GmbH
www.lastbim.com
Stand: Februar 2025

Die Initiative Exzellenz-Start-up-Center NRW fördert das Projekt „GUIDEPLUS – Gründungsförderung“ an der Universität Duisburg-Essen.
- Start-up Talk
- Interview mit Dr. Maximilian Hartmann, Co-Founder der vGreens Holding GmbH
- Interview mit Antonia Langner, Co-Founderin der LastBIM GmbH
- Interview mit Leo Wiegand, Co-Founder der ONE WARE GmbH
- Interview mit Dr. Richard Ramakers, Co-Founder der O11 biomedical GmbH
- Interview mit Dr. Adam Widera und Dr. Michael Middelhoff, Gründungsteam CrisisCube
- Interview mit David Goldschmidt und Finn Rübo, Co-Founder der Datapods GmbH
- Interview mit Maximilian Spiekermann und Max Krause, Gründungsteam Simplyfined
- Interview mit Dana Aleff, Co-Founderin der Circonomit GmbH
- Interview mit Pia Hildebrandt, Co-Founderin der concepte Solutions GbR
- Interview mit Moritz Schmidt, Co-Founder der utilacy GmbH
- Interview mit Tobias Barg und Dr. Felix Sümpelmann, Co-Founder der aalto Health GmbH
- Interview mit Dr. Katharina C. Cramer, Gründungsteam Tiller Alpha
- Interview mit Felix Kathöfer, Co-Founder der KATMA CleanControl GmbH
- Interview mit Ronja Weidemann, Fabienne Ryll und Abirtha Suthakar, Gründungsteam PhosFad
- Interview mit Benjamin Kasten, Co-Founder der ladeplan UG (haftungsbeschränkt)
- Interview mit Prof. Dr. Rafael Kramann, Prof. Dr. Rebekka Schneider, Co-Founder der Sequantrix GmbH
- Interview mit Yasin Demir, Co-Founder der GreenDeal GbR
- Interview mit Katharina von Stauffenberg, Co-Founderin von comuneo
- Interview mit Sven Maihöfer, Co-Founder der xemX materials space exploration GmbH
- Interview mit Dr. Johannes Wappenschmidt, Co-Founder der Vintus GmbH
- Interview mit Tobias Burger, Co-Founder der red cable robots GmbH
- Interview mit Philipp Pflüger, Co-Founder der ChemInnovation GmbH
- Interview mit Deniz Ates, Co-Founder der Who Moves UG (haftungsbeschränkt)
- Interview mit Jakob Vanhoefer, Gründer der LightningPose GmbH
- Interview mit Dr. Reza Esmaillie, Co-Founder der Detechgene GmbH
- Interview mit Lukas Klaßen, Co-Founder von „Knowledge in a Box“
- Interview mit Dr. Philipp Wrycza, Co-Founder der Logistikbude GmbH
- Interview mit Christoph Milder, DEVITY-Team
- Interview mit Jonas Spieth, Co-Gründer der lodomo GmbH
- Interview mit dem Gründungsteam der Laminar Solutions UG (haftungsbeschränkt)
- Interview mit Alexander Pöhler und Xiaojun Yang, Gründungsteam der assemblean GmbH
- Interview mit Marc Leonard Leineweber, Gründungsteam HoLa
- Interview mit Dr. Niklas Hellemann, Co-Founder der SoSafe
- Interview mit Hendrik Bissing, Gründungsteam SLVISIONS
- Interview mit Elena Kirchner, Co-Gründerin der umaversum reproductive health GmbH
- Interview mit Gerrit Agel, Co-Gründer der CYBRID GbR
- Interview mit Lena Benecken, Co-Gründerin der EASI Control GmbH
- Interview mit Sinem Atilgan, Co-Grünerin der 4traffic SET GmbH
- Interview mit Doris Korthaus, Co-Gründerin der Korthaus Pumpen GmbH
- Interview mit Dr.-Ing. Friederike Kogelheide, Gründungsteam Glim Skin
- Interview mit Moritz Schmidt, Teammitglied von Gemesys
- Interview mit Dr. Alexander Schneider und Michael Birkhoff, Co-Gründer der schnaq GmbH
- Interview mit dem Gründungsteam von Acuire
- Interview mit Dr.-Ing. Peter Schlanstein und Niklas Steuer, Co-Gründer der HBOX Therapies GmbH
- Interview mit Sven Wauschkuhn, Co-Gründer der Excellence Coatings GmbH
- Interview mit Anne Janser, Co-Gründerin von WorXplorer
- Interview mit Paul Sabarny und Lilian Schwich, Gründungsteam der cylib GmbH
- Interview mit Stefan Paulus, Co-Gründer der azernis GmbH
- Interview mit Steffen Gerlach, Co-Gründer der EEDEN UG (haftungsbeschränkt)
- Interview mit Sandra Stoppert, Gründerin von „Grünes Konfetti“ und „Tanzraum Remscheid“
- Interview mit Dr. David Dung, Gründungsteam Midel Photonics
- Interview mit Dr. Michael Schmidt, Co-Gründer von ESKITEC
- Interview mit Magnus Schückes, Co-Gründer der Elona Health GmbH
- Interview mit Alexander Haufschild, Co-Gründer der socialbnb GmbH
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- Interview mit Sigrid Dispert, Gründungsteam Memogic
- Interview mit Nathalie Prokop, Co-Gründerin von noho
- Interview mit Michael Rieger, Co-Gründer der FreeD Printing GmbH
- Interview mit Dr. Timo Bathe und Alexander Ott, die Gründer der [Tool]Prep UG (haftungsbeschränkt)
- Interview mit Sarah Theresa Schulte, Co-Gründerin der AllCup GbR
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- Jochen Schwill, Next Kraftwerke GmbH
- Thomas Roth, Co-Gründer des Medizintechnik-Start-ups InnoSurge AC
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