„Der Austausch mit dem Netzwerk der WORLDFACTORY ist ungeheuer wichtig für uns.“

Jasper Helle, Dr.-Ing. Benedikt Hofmeister, Dr.-Ing. Surkamp und Felix Behlau
© RUB/Marquard

Winzig, präzise, innovativ – das Team von PicoShape hat an der Ruhr-Universität Bochum eine bahnbrechende 3D-Drucktechnologie auf Basis der 2 Photonen-Polymerisation (2PP) für Mikrobauteile entwickelt. Aktuell bereiten sich Dr.-Ing. Surkamp, Felix Behlau, Dr.-Ing. Benedikt Hofmeister und Jasper Helle auf die Gründung ihres Start-ups vor. Dabei werden sie tatkräftig vom WORLDFACTORY Start-up Center unterstützt. Im Interview sprechen die Gründer über ihre bisherigen Erfahrungen und den Support durch die WORLDFACTORY.

Herr Dr. Surkamp, worin besteht der wesentliche Unterschied zwischen dem von Ihnen entwickelten 3D-Druckverfahren und den bisherigen Technologien auf dem Markt?

Dr.-Ing. Surkamp: Die bisher üblichen Mikro-3D-Druckverfahren arbeiten mit ultrakurzen Laserpulsen. Die dafür benötigten Lasersysteme sind technisch aufwendig und sehr kostspielig. Wir haben diese Pulsquelle nun durch einen Diodenlaser ersetzt – eine deutlich einfachere, kostengünstigere und zugleich qualitativ bessere Alternative. Während herkömmliche Anlagen teils über 500.000 Euro kosten, ermöglicht unser Verfahren eine präzise Druckqualität bei wesentlich geringeren Kosten. Zudem verkürzt der parallele Einsatz mehrerer Diodenmodule die Druckzeit erheblich.

Für welche Anwendungsbereiche ist das interessant?
Dr.-Ing. Surkamp: Vor allem für die Forschung – etwa in der Mikrosystemtechnik, Medizintechnik oder Mikrooptik. Wir können zum Beispiel präzise Linsen oder komplette Linsensysteme drucken. Weitere Anwendungen liegen darüber hinaus in der Wirtschaft. Hier vor allem bei forschenden Unternehmen. Die 2PP reift als Technologie weiter und ist an vielen Stellen ein essenzieller Bestandteil in der Wertschöpfungskette.

Entstanden ist das Ganze an der Ruhr-Universität Bochum. In welchem Kontext?
Dr.-Ing. Surkamp:
Das Ganze begann als Kooperation zwischen dem Lehrstuhl für Photonik und Terahertztechnologie und dem Lehrstuhl für Laseranwendungstechnik. Ich habe damals im Rahmen meiner Promotion ein neuartiges Diodenlasersystem aufgebaut, womit wir erste erfolgreiche Versuche beim Drucken im Mikrobereich durchführen konnten. Die Technologie schien also vielversprechend zu sein, so dass wir mit Mitteln aus dem VIP+-Programm des Bundesforschungsministeriums die Entwicklung weiter vorangetrieben haben. Felix Behlau, der ebenfalls an dem Forschungsvorhaben mitgewirkt hat, und ich, haben dann gesehen, dass das System tatsächlich wie erhofft funktioniert. Damit war klar: Das hat Potenzial. Also haben wir gesagt: Okay, lass uns ein Start-up gründen und die Technologie auf den Markt bringen.

Und dann kamen noch Jasper Helle und Dr.-Ing. Benedikt Hofmeister dazu.

Dr.-Ing. Surkamp: Ja, Felix und ich hatten vor etwa eineinhalb Jahren in einer Spring School im Bereich Entrepreneurship an der RUB unsere Idee vorgestellt. Wir hofften, dadurch auch einen Co-Gründer mit betriebswirtschaftlichem Hintergrund für unser Team zu gewinnen, vor allem im Hinblick auf unseren Antrag für EXIST-Forschungstransfer. Das Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums setzt voraus, dass eine Person im Gründungsteams betriebswirtschaftliche Expertise mitbringt. Nach unserem Pitch kam dann Jasper auf uns zu und meinte, dass er unser Projekt ganz spannend findet.

Helle: Genau, ich war damals Tutor im Bereich Entrepreneurship an der Uni Bochum und habe mir damals den Pitch angesehen. Bei dem Vortrag von Nils und Felix dachte ich sofort, dass das Potenzial für die Technologie sehr groß sein muss. Das hat mich interessiert. Irgendwie kam dann eins zum anderen. Ich habe die beiden angesprochen, wir haben uns mehrere Male ausgetauscht und dann entschieden, dass wir gemeinsam arbeiten wollen. Wir haben dann angefangen, gemeinsam an dem Antrag für EXIST-Forschungstransfer zu arbeiten, der dann schließlich bewilligt wurde, sodass wir im April 2025 starten konnten.

Und wie kam Benedikt Hofmeister ins Spiel?
Dr.-Ing. Surkamp: Ich war am selben Lehrstuhl wie Nils zuvor schon einmal an der Gründung eines Start-ups beteiligt gewesen. Persönlich kennengelernt haben wir uns bei einem Konzert. Das war purer Zufall. Nils erzählte mir von seinem Projekt und sagte, dass er noch einen Programmierer sucht. Kurz darauf war ich im Team. Das war ungefähr zu der Zeit, wo auch Jasper dazugestoßen ist.

Welche Rolle spielt die WORLDFACTORY bei Ihren Gründungsvorbereitungen?
Dr.-Ing. Surkamp: Die WORLDFACTORY ist ein sehr guter Ansprechpartner für uns zu allen Fragen, die den Transfer von Forschungsergebnissen in ein Start-up betreffen. Ganz gleich, ob es um typische Stolpersteine im Gründungsprozess geht oder um Fortbildungen zu bestimmten Themen. Das Team dort hat ein riesiges Netzwerk von Expertinnen und Experten, Organisationen, Gründungsteams und Start-ups, nicht nur hier in Bochum, sondern auch in Dortmund und Essen. Das sind wirklich sehr gute Kontakte von denen wir sehr profitieren.

Gab es denn auch Angebote, die Sie einen deutlichen Schritt weitergebracht haben?

Helle: Zu Beginn des Forschungstransfers hatten wir an einem Seminar zum Thema Teamfindung teilgenommen, wo wir als vierköpfiges Gründungsteam klären konnten, wie wir arbeiten wollen, wie wir Entscheidungen treffen und welche Werte unser Unternehmen prägen sollen. Das war gerade in der Anfangsphase sehr sinnvoll und da zeigte sich, dass der Austausch mit dem Team und dem Netzwerk der WORLDFACTORY ungeheuer wichtig für uns ist. Dass uns immer wieder ganz klar signalisiert wird: Wir unterstützen euch. Dass man sich als Gründungsteam nicht alleingelassen fühlt. Das ist der wichtigste Support. Gerade bei den ganzen bürokratischen Prozessen ist es einfach toll, jemanden an der Hand zu haben, der oder die langjährige Erfahrungen damit hat. Sei es bei der Beantragung von Förderprogrammen oder bei den Verhandlungen mit der Uni über die Übertragung der IP-Rechte. Aktuell haben wir zum Beispiel viele Fragen rund um die Zertifizierung unserer Lasereinrichtung gemäß der EU-weiten Maschinenrichtlinie. Da dies auch andere Gründungsvorhaben betrifft, hat das Team der WORLDFACTORY kurzfristig einen Workshop dazu organisiert. Diese bedarfsorientierte Herangehensweise ist für uns natürlich äußerst hilfreich.

Wie sieht es mit ersten Anwendern aus?
Dr.-Ing. Surkamp: Wir stehen in Kontakt mit Forschungseinrichtungen in Deutschland und im europäischen Ausland, die bereit sind, unseren Prototyp zu testen. Felix und ich sind da sehr gut vernetzt. Gute Kontakte haben sich auch über unsere Teilnahme am WORLDFACTORY Demo Day 2024 ergeben, wo wir den dritten Platz belegt haben und jede Menge Gespräche mit interessierten Leuten führen konnten.

Gab es auch Herausforderungen, mit denen Sie nicht gerechnet hatten?
Helle: Herausforderungen gibt es ständig – das gehört dazu, wenn man ein technisches Produkt neu auf den Markt bringt. Da ist man die ganze Zeit in unbekannten Gewässern unterwegs. Es gibt viele Akteurinnen und Akteure, viele Erwartungen und eine lange Liste an Aufgaben. Da hilft es, strukturiert vorzugehen und Prioritäten zu setzen.

Gab es auch Lichtblicke, die Sie besonders motiviert haben?
Dr.-Ing. Surkamp: Definitiv die technische Entwicklung: Dass unser Diodenlasersystem so gut funktioniert, war ein wichtiger Meilenstein und ein tolles Ergebnis. Auch das Interesse von Seiten der Forschung motiviert uns. All das spornt uns an, die Technologie in ein anwendungsreifes Produkt zu überführen.

Wie sehen Ihre nächsten Schritte aus?

Dr.-Ing. Surkamp: Wir arbeiten an der Zertifizierung unseres Prototyps. Das ist ein entscheidender Schritt, um unser System auf den Markt zu bringen. Danach steht dann die Gründung der GmbH an. Es gibt also noch viel zu tun.

Weitere Informationen:
PicoShape

Stand: Juli 2025

Die Initiative Exzellenz Start-up Center.NRW fördert das Projekt WORLDFACTORY Start-up Center (WSC) an der Ruhr-Universität Bochum (RUB).