„Gründen als komplementäres Gründertrio hat sich für uns bewährt.“

v.l.n.r.: Lukas Schaefer, Dr. Niklas Hellemann und Felix Schürholz
© SoSafe GmbH, Fotograf: Niels Freidel

Cyberangriffe gelten für viele Unternehmen, Behörden und weitere Organisationen als die Bedrohung schlechthin. Detaillierte Sicherheitskonzepte bieten Schutz an, haben in der Vergangenheit allerdings oft den Faktor Mensch außen vor gelassen. Ein großer Fehler! Davon sind Dr. Niklas Hellemann, Lukas Schaefer und Felix Schürholz überzeugt. Sie haben 2018 SoSafe in Köln gegründet, um Mitarbeitende in Unternehmen fit für die Abwehr von Cyberangriffen zu machen. Unterstützt wurden die drei bei ihren Gründungsvorbereitungen unter anderem durch den Gründungsservice (heute „Gateway") der TH Köln.

Herr Dr. Hellemann, erzählen Sie uns zunächst etwas über das Team von SoSafe?
Dr. Hellemann: Wir sind ein komplementäres Gründertrio – eine Konstellation, die sich für uns sehr bewährt hat. Felix ist Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung. Er kümmert sich um die Weiterentwicklung unserer Plattform und darum, Mitarbeitenden unserer Kunden Tools an die Hand zu geben, um sich sicher im Internet zu bewegen. Lukas hat an der Universität Köln und an der London School of Economics and Political Science Wirtschaftswissenschaften studiert und mehr als fünf Jahre Erfahrungen in einer großen Unternehmensberatung gesammelt. Er arbeitet als Chief Operating Officer daran, SoSafe als international erfolgreiches Software-as-a-Service-Unternehmen weiter auszubauen. Ich selbst bringe die Perspektive „Mensch“ ein: Ich habe an der Universität Bonn Psychologie und der Hawaii Pacific University Organizational Change studiert und an der RWTH Aachen promoviert. Als Psychologe interessiere ich mich besonders für Social Engineering und dafür, wie Cyberkriminelle unsere menschlichen Verhaltensmuster für ihre Zwecke ausnutzen. Darüber hinaus habe ich ebenfalls einige Jahre Erfahrungen in einer namhaften Unternehmensberatung gesammelt, mit Fokus auf dem Thema ‚People & Organizations‘. Diese psychologische Perspektive versuche ich heute auch als Chief Executive Officer auf alle Bereiche im Unternehmen anzuwenden.

Welches Produkt ist aus dieser beeindruckenden Teamkonstellation entstanden?
Dr. Hellemann
: Wir bieten eine Cyber-Security-Awareness-Lösung an, die auf Basis von Lernpsychologie eine nachhaltige Verhaltensänderung bewirkt und gleichzeitig Spaß macht. Dadurch unterstützen wir Organisationen dabei, ihre Mitarbeitenden zum stärksten.
Bestandteil ihrer Cyberabwehr zu machen. Dafür haben wir eine E-Learning-Plattform – eine lizenzbasierte Software – entwickelt, die ihnen auf Basis von Verhaltenspsychologie und Gamification alle wesentlichen Aspekte rund um Informationssicherheit, Cybercrime und Datenschutz vermittelt. Darüber hinaus führen wir Phishing-Simulationen durch: Die Mitarbeitenden unserer Kunden erhalten von uns regelmäßig simulierte Phishing-Mails unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade, um zu trainieren und selbst zu überprüfen, wie gut sie das auf unserer Plattform erworbene Wissen in der Praxis anwenden können. Für das Management haben wir ein Risk & Reporting Cockpit entwickelt, auf dem Entscheiderinnen und Entscheider diese menschlichen Risikofaktoren in ihrem Unternehmen ganzheitlich im Blick behalten können.

Sie wurden vom Gründungsservice der TH Köln unterstützt. Wie kann man sich diese Unterstützung vorstellen?
Dr. Hellemann: Die TH Köln hat uns Starthilfe gegeben: Wir waren eines der ersten Teams, die ein Büro im Inkubator nutzen konnten. Neben unseren eigenen Büros in Köln-Ehrenfeld boten die Räumlichkeiten Platz für unsere ersten Mitarbeitenden. Manche davon kamen als Studierende direkt von der TH Köln – wir waren somit nah am Talent-Pool, was uns die Rekrutierung von ersten Teammitgliedern erleichtert hat. Darüber hinaus haben uns verschiedene Professorinnen und Professoren der TH Köln in ihre Netzwerke aufgenommen und uns beispielsweise zu Veranstaltungen eingeladen. Dieser Erfahrungsaustausch mit anderen Gründerinnen und Gründern war für uns in der Frühphase sehr hilfreich.

Sie sind bereits am Markt. Wer sind Ihre Kunden?
Dr. Hellemann: Da jede Organisation bzw. jedes Unternehmen heutzutage potenziell von Cyberangriffen bedroht ist, sind unsere Kunden sehr vielfältig: vom multinationalen Unternehmen bis zum kleinen Mittelständler. Bei der Auftragsakquise sind wir bisher sehr pragmatisch vorgegangen: Ich habe mich selbst ans Telefon gehängt und Unternehmen angerufen, bis wir die ersten Aufträge gesichert hatten. Das Risiko von Cyberangriffen war ja schon damals, zum Zeitpunkt unserer Gründung, für Unternehmen ein großes Thema, sodass viele nach Wegen gesucht haben, sich besser abzusichern.

Mit der Finanzierung hat es bisher gut geklappt?
Dr. Hellemann: Ja, im Januar 2022 haben wir unsere Series-B-Finanzierungsrunde über 73 Millionen US-Dollar abgeschlossen. Zuvor wurden wir während unserer Gründungsvorbereitungen und der Startphase mit einem EXIST-Gründerstipendium [jetzt: EXIST-Gründungsstipendium] gefördert.

Wie sehen Ihre nächsten Schritte aus?
Dr. Hellemann: Aktuell steht das Thema Internationalisierung bei uns im Fokus. Im DACH-Markt sind wir bereits Marktführer. Das wollen wir jetzt in ganz Europa werden. Im Frühjahr 2022 haben wir daher Büros in Amsterdam, London und Paris eröffnet, in denen wir lokale Teams aufbauen. Von dort steuern wir aktuell die Ausweitung unseres Geschäfts in weitere
europäische Märkte.

Haben Sie noch einen Tipp für andere Gründungsteams?
Dr. Hellemann:
Habt keine Scheu, andere um Rat zu bitten. Ein gutes Netzwerk ist das A und O während der Gründung, da euch der externe Input auf vielen Ebenen weiterhelfen kann. Besucht daher Veranstaltungen oder trefft euch mit anderen Gründerinnen, Gründern und Persönlichkeiten aus der Start-up-Branche, um Erfahrungen auszutauschen.

Weitere Informationen:

SoSafe GmbH

Das Interview wurde der Broschüre „Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Nordrhein-Westfalen: Sprungbrett für innovative Start-ups“ entnommen. Herausgeber: Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen