GreenTechs in NRW

Jannis Gilde
© Startup Verband

Rund 3.000 GreenTech-Start-ups in Deutschland arbeiten aktuell an innovativen Lösungen für Klima, Umwelt und Ressourcen – das zeigt der neue GreenTech Monitor 2025 des Bundesverbandes Deutsche Startups ganz deutlich. Während der Report Trends und Entwicklungen in der gesamten Republik beleuchtet, werfen wir im Interview mit Jannis Gilde, Projektleiter Research und Co-Autor des Monitors, einen genaueren Blick auf die Lage der GreenTechs in Nordrhein-Westfalen.

Herr Gilde, eine Frage vorweg: Ab wann gehört ein Start-up zur sogenannten Green Economy bzw. ab wann handelt es sich um ein GreenTech Start-up?

Gilde: Eine solche Zuordnung ist nicht ganz trivial, da es – wie so häufig –unterschiedliche Definitionen gibt. Für den GreenTech Monitor 2025 haben wir deshalb einen zweistufigen Ansatz gewählt: Ein Start-up gilt als Teil der Green Economy, wenn es sich selbst diesem Sektor zuordnet. Um in die Kategorie „GreenTech-Start-up“ zu fallen, muss zusätzlich ein professionelles Wirkungsmanagement nachweisbar sein. Das bedeutet: Das Unternehmen muss seinen ökologischen Impact anhand konkreter KPIs, also Kennziffern, messen und belegen können, welchen Beitrag es für Umwelt-, Klima- oder Ressourcenschutz leistet.

Wie viele Start-ups gehören denn genau zur Green Economy?

Gilde: Insgesamt gehen wir aktuell von etwa 22.000 Start-ups in Deutschland aus. Davon sind laut unserer Analyse 3.000 GreenTechs. Und besonders erfreulich: Dem breiten Begriff der Green Economy ordnet sich sogar fast jedes zweite Start-up im Deutschen Startup Monitor zu.

Wie viele davon wurden in Nordrhein-Westfalen gegründet?

Gilde: Da kommen wir auf fast 500 aktive GreenTech-Start-ups. Damit liegt NRW bei den absoluten Zahlen an dritter Stelle hinter Berlin und Bayern. Wichtiger ist aber natürlich der Vergleich pro Kopf. Hier liegt NRW hinter den Stadtstaaten sowie Bayern, Hessen und Baden-Württemberg im vorderen Mittelfeld.

Der GreenTech Monitor stellt fest, dass die Zahl der GreenTech-Start-ups zurückgegangen ist. Gilt das auch für Nordrhein-Westfalen?

Gilde: Der Rückgang betrifft auch NRW: Um ganz genau zu sein, ist der Anteil der GreenTech-Unternehmen unter den Neugründungen zurückgegangen. Während 2022 knapp 16 Prozent aller neuen Start-ups in Nordrhein-Westfalen GreenTech-Unternehmen waren, lag ihr Anteil 2024 bei nur 12 Prozent. Es gibt also tatsächlich einen leichten Rückgang. Das betrifft vor allem konsumorientierte Branchen, die in den letzten zwei, drei Jahren mit Herausforderungen zu kämpfen hatten. Das gilt besonders für Start-ups in den Bereichen Food und Mobilität. Gerade für junge Food-Start-ups, die noch keine großen Produktionen aufgebaut haben und oft höherpreisige Produkte anbieten, waren die Folgen der Inflation und Konsumzurückhaltung besonders stark zu spüren.

Im Energie- und Softwarebereich konnten wir dagegen etwas mehr Stabilität beobachten. Der Energiebereich ist sogar gewachsen und macht aktuell bundesweit etwa ein Viertel des GreenTech-Sektors aus. Das entspricht in etwa auch den Zahlen in NRW: Etwa 23 Prozent der GreenTech Start-ups lassen sich dort dem Bereich Energie zuordnen. Das reicht von spezifischen Lösungen für die Abwärme von Industrieanlagen bis hin zu sehr skalierbaren Modellen wie der Vermarktung von smarten Energiesystemen für Haushalte.

Sie sagten bereits, dass Berlin, München und Hamburg beim Ranking des GreenTech Monitors die Nase vorn haben. Was muss NRW tun, um grüne Gründungen noch stärker zu pushen?

Gilde: Zunächst einmal muss man sehen, dass die großen Metropolen wie Berlin und München hier ihre Stärken ausspielen können. Die verfügen über sehr starke Start-up-Ökosysteme mit vielen Gründerinnen und Gründern, aber auch erfahrenen Investorinnen, Investoren und Mitarbeitenden. Diese Ökosysteme haben sich über viele Jahre entwickelt. In NRW wird das Thema Start-ups zwar auch seit einigen Jahren forciert und wir sehen natürlich auch Metropolen wie Köln und Düsseldorf, in denen ebenfalls tolle Start-up-Ökosysteme vorzufinden sind. Auch kleinere Hochschulstandorte, wie Münster, Aachen oder Paderborn, haben tolle Gründungsnetzwerke aufgebaut – auch im Bereich der Green Economy. Hier ist gerade die Schnittstelle von Greentech und Deeptech besonders spannend. Trotzdem muss man insgesamt sagen: Es gibt noch Luft nach oben.

Was bedeutet das für die Zukunft?

Gilde: Die regionalen Potenziale müssen weiter genutzt werden. Im Zentrum sollten daher auch weiterhin die Forschungsstärke und der Ausbau der Gründungskultur an den Hochschulen stehen. Dabei gilt es aber ganz gezielt, das Thema Skalierung zu adressieren. Mit dem Programm Scale-up.NRW hat die Landesregierung bereits ein wichtiges Programm geschaffen.

Zudem müssen bestehende Strukturen besser miteinander vernetzt werden, sodass jedes Start-up – unabhängig vom Unternehmenssitz – auch in der Skalierungsphase Angebote nutzen kann. Start-ups brauchen den richtigen Mix aus Angeboten und Freiräumen, um von 10 auf 100, 1.000 oder auch mehrere Tausend Mitarbeitende wachsen zu können. Das, glaube ich, ist die entscheidende Aufgabe, vor der das Land Nordrhein-Westfalen, aber auch alle anderen Bundesländer stehen.

Weitere Informationen:

Green Tech Startup Monitor 

Stand: April 2025