„Das Angebot von HNX war für uns wahrscheinlich der Grund, warum wir die Gründung überhaupt durchgezogen haben.“

Marius Janssen und Tim Schmitz, Laminar Solutions UG
© Laminar Solutions UG (haftungsbeschränkt)

Den Stein ins Rollen brachte ein Freund bei der Feuerwehr. Der fragte die beiden Informatiker Marius Janssen und Tim Schmitz, ob sie nicht eine Software entwickeln könnten, die ihm bei der gesetzlich vorgeschriebenen Prüfung der Schutzausrüstung helfen könnte. Gesagt, getan. Als dann auch andere Unternehmen an die Tür klopften, war für die beiden Tüftler klar: Daraus lässt sich mehr machen. Genau so war es. Mit Unterstützung des HNX-Teams an der Hochschule Niederrhein gründeten sie im Oktober 2021 ihr Start-up, die Laminar Solutions.

Herr Janssen, Herr Schmitz, Sie entwickeln Software für Unternehmen. Um was geht’s da genau?
Schmitz:
Wir erarbeiten gemeinsam mit kleinen und mittleren Unternehmen Softwarelösungen rund um Prüfprozesse. Ich nenne mal ein Beispiel: Die DIN EN 15635 der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung verpflichtet Betriebe dazu, gewerblich genutzte Regale regelmäßig zu prüfen. Die sogenannte Regalprüfung stellt einmal im Jahr fest, ob die Regale sicher stehen, ob es Schäden gibt, ob die Lasten gleichmäßig verteilt sind usw. Das ist vor allem bei Schwerlastregalen wichtig. Diese Prüfung muss dokumentiert und ein Prüfbericht erstellt werden. Viele kleine und mittlere Unternehmen arbeiten dabei aber noch mit Excel-Tabellen. Das geht besser, wenn man den Vorgang digitalisiert.

Und was ist das Besondere daran?
Janssen: Wir haben festgestellt, dass sich viele bestehende und standardisierte Softwareangebote nicht am Bedarf der Kundinnen und Kunden orientieren. Wir gehen anders vor, indem wir gemeinsam mit dem Kunden vor dem Projektstart eine Idee entwickeln, die dann sehr kleinschrittig in eine individuelle Softwarelösung umgesetzt wird.

Dabei scheinen Sie sich ganz gut zu ergänzen.
Janssen:
Ja, wir haben gerade unseren Bachelor in IT an der Hochschule Niederrhein abgeschlossen und konzentrieren uns jetzt voll und ganz auf unser Start-up. Bisher haben wir die Zeit genutzt, um möglichst viel voneinander zu lernen. Ich war zum Beispiel immer eher ein zurückhaltender Mensch, aber Tim hat es geschafft, mein kommunikatives Talent zu wecken – wichtig für Kundentermine. Umgekehrt hat Tim seine Programmierkenntnisse durch meinen Input noch mal vertiefen können.
Schmitz: Es ist schon so, dass Marius eher der Programmierer ist, wohingegen ich eher das Kommunikationstalent bin und aus dem potenziellen Kunden im Gespräch herauskitzle, was er will und wieso er das will und wie die ersten Ideen aussehen könnten. Marius und ich haben dann großen Spaß daran, diese Ideen mit Leben zu füllen und die technische Umsetzung zu planen, nicht nur aus Sicht des Technikers, sondern eben gerade aus Sicht des Kunden.

Sie wurden bei Ihren Gründungsvorbereitungen durch das HNX-Team an der Hochschule Niederrhein betreut. Wie sah die Betreuung aus?
Schmitz: Dieses Angebot war für uns ein enormer Zugewinn und wahrscheinlich auch der Grund, warum wir die Gründung überhaupt durchgezogen haben. Wir wurden von Beginn an durch einen Coach aus der Wirtschaft begleitet, von dessen Erfahrungen wir unglaublich profitiert haben. Er hat nicht nur unsere Fragen beantwortet, sondern uns auch mit seinen Fragen ganz schön auf den Zahn gefühlt. Als es zum Beispiel um die Wahl der Rechtsform ging, wollte er erst mal von uns wissen, was überhaupt unser Ziel sei und was uns bei einer Rechtsform wichtig wäre. Dann hat er uns an einen Steuerberater vermittelt und anschließend mit uns über dieses Beratungsgespräch gesprochen. Es war einfach ein unglaublich intensives Coaching.
Janssen: Im Grunde baute eine Hilfestellung auf der anderen auf – wie bei einer Räuberleiter. Als es um den Business Model Canvas ging, kam noch eine Kollegin aus dem HNX-Team dazu und hat einen Naming-Workshop mit uns gemacht. Dann kam noch ein Workshop zu Pitch-Techniken dazu. Und so ging es immer weiter. Eigentlich wurden von A bis Z alle Themen abgedeckt. Dabei sind auch enge persönliche Kontakte entstanden. Ich glaube, wir müssen einfach alle mal zum Pizzaessen einladen.

Thema Finanzierung. Wie sieht es damit aus?
Schmitz: Wir werden durch das Gründerstipendium NRW unterstützt. Die Antragstellung ging relativ schnell über die Bühne. Es gab nur eine Sache, die uns etwas Kopfzerbrechen bereitet hat: Beim Gründerstipendium NRW spielt der Innovationsgrad eine entscheidende Rolle für die Bewilligung. Wir wussten aber nicht, ob das, was wir machen, überhaupt innovativ ist. Wir sind ja nicht Amazon oder eine Hipster-Bude, die mal eben kurz den ganzen Markt umschmeißt. Irgendwann war dann klar: Ja, unser Produkt und unsere Herangehensweise sind definitiv neu.

Gab es denn auch ein paar Hürden, die Sie nehmen mussten?
Janssen:
Es gab da einen Kunden, der sich leider bei der Kommunikation etwas schwergetan hat. Wir standen schon in den Startlöchern und wollten mit der Entwicklung der Software loslegen, als wir auf einmal nichts mehr von ihm hörten. Nach vier Wochen ist er dann wieder aufgetaucht. Aber der ganze Zeitplan war damit natürlich nicht mehr zu halten. Trotzdem hat er total Druck gemacht, weil er die Software für seine Prüfprozesse brauchte. Das war natürlich nicht so angenehm. Nach der Erfahrung sind wir zu einem Fachanwalt gegangen, um einen Vertrag aufzusetzen, der für solche Fälle eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung bietet.

Wie sehen Ihre nächsten Schritte aus?
Janssen: Wir haben aktuell vier Kunden, schreiben schwarze Zahlen und sind in der Lage, alle notwendigen Betriebsmittel zu kaufen. Das Ganze nimmt eine für uns sehr schöne Richtung an, auch wenn alles noch auf kleiner Flamme läuft. Wir hoffen aber, nächstes Jahr tatsächlich auch unseren Lebensunterhalt über unsere Einnahmen zu bestreiten.
Schmitz: In den nächsten zwei Monaten konzentrieren wir uns auf jeden Fall auf die Akquise. Wir werden eine Webseite schalten, die das Produkt erklärt, und eine kleine Social-Media-Kampagne fahren. Außerdem haben wir Kontakt zu den Wirtschaftsförderungen Krefeld und Mönchengladbach aufgenommen, um Unternehmen kennenzulernen. Geplant ist darüber hinaus, mit Unterstützung von Unternehmensverbänden und der Industrie- und Handelskammer Infoabende zu veranstalten.

Und wie sieht Ihr Tipp für andere Gründungsteams aus?
Janssen:
Wenn man ein Produkt entwickelt, das sich auch verkaufen soll, sollte man frühzeitig aus dem Keller kommen und das Ganze irgendwo präsentieren. Wenn man zweieinhalb Jahre daran arbeitet und erst dann Feedback einholt, bringt das nichts.
Schmitz: Um eine gute Idee zu realisieren, muss man nicht programmieren können. Es reicht, erst einmal mit irgendeinem Online-Tool die Idee ungefähr zu visualisieren und dann mit jemandem darüber zu sprechen. Zum Beispiel auf Gründertreffen, wo man seine Idee kurz vorstellen kann und neue Leute kennenlernt, die einem bei der Umsetzung helfen. Dieses Netzwerken ist absolut wichtig.

 

Weitere Informationen:
Laminar Solutions UG (haftungsbeschränkt)

Die Hochschule Niederrhein hat in den vergangenen Jahren ihre Sensibilisierungs- und Unterstützungsangebote für Gründungsinteressierte ausgebaut.

Das Interview wurde der Broschüre „Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Nordrhein-Westfalen: Sprungbrett für innovative Start-ups“ entnommen. Herausgeber: Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen